Vor dem Krieger: Klatschmohn!

Eine Projektarbeit von Brigitte Stüwe
Freitag, 10. Juli 2015. 17h

Ein altes Kriegerdenkmal in Hervest -- ursprünglich Symbol der Trauer um die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkrieges und der kriegerischen Wehrhaftigkeit insbesondere gegenüber Frankreich - wird für die Zeit der Klatschmohnblüte zum Symbol für die Bewahrung des Friedens und der natürlichen Lebensgrundlagen.
Der Klatschmohn, eingesät auf über 2000 m2 vor einem Mahnmal, das noch heute in Dorsten jährlich Schauplatz für das Gedenken der Toten beider Weltkriege ist, richtet mit seinem leuchtenden Rot den Blick neu auf die Geschichte dieses 1931 errichteten Ehrenmals. Neben der ästhetischen Erfahrung und hinweisenden Funktion beleuchtet der Mohn auch die Geschichte - nicht nur ihre Fakten und Zahlen (Nationalsozialismus, zwei verlorene Weltkriege und unzählige Tote), sondern verweist auch auf die nötige Bewusstseinsveränderung in den Köpfen der Menschen. Der Klatschmohn steht in seiner Schönheit für die Verluste der beiden Weltkriege und der Bombardierung Dorstens, die sich 2015 zum 70. Mal jährt. Zugleich mahnt er als bedrohte Wildpflanze daran, die Verluste der Biodiversität und die Bedrohung der natürlichen Lebensgrundlagen nicht zu ignorieren. Seine Leuchtkraft und Natürlichkeit weisen in die Zukunft und mahnen, Leben und Vielfalt zu bewahren anstatt zu zerstören.
Klatschmohn wird aufgrund des heute hochgradig gereinigten Saatgutes immer seltener auf unseren Feldern und an Feldrändern. Sein Mangel ist Zeichen der biologischen Verarmung unserer Kulturlandschaft.
Im angelsächsischen Sprachraum ist er Symbol der Trauer um die gefallenen Soldaten insbesondere des Ersten Weltkrieges. Die Bodenverwerfungen durch den Stellungskrieg brachten die Samen des Lichtkeimers Klatschmohn an die Oberfläche der Schlachtfelder, die daraufhin in leuchtendem Rot erblühten.
Durch das Gedicht "In Flanders Fields" wurde der Klatschmohn im Ersten Weltkrieg zum Symbol für die gefallenen Soldaten aller Kriege. Sein Autor, der kanadische Mediziner, Hochschullehrer und Offizier Jon McCrae diente als Sanitätsarzt und schrieb das Gedicht Anfang 1915 unter dem Eindruck des Todes seines Kameraden und früheren Studenten Lieutenant Alexis Helmer auf dem Schlachtfeld von Ypern. Das Gedicht erschien im selben Jahr in der britischen Zeitschrift Punch und wurde binnen kurzer Zeit zu einem der populärsten Gedichte über den Krieg.

Brigitte Stüwe, Februar 2015


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